herausgegeben von Dr. Waldemar Pfeilschmidt, Verlag Bernhard Hartung, Dresden 1922
Von 1898 ab war O.Schuster nur noch an zwei Neutouren (dem ,,Byzantinerweg” und dem SO-Weg auf den Frienstein 1910) beteiligt, er selbst hat seit dieser Zeit keine neuen Anstiege mehr durchgeführt. Im folgenden sei aus seinen Touren nur das Wichtigste auszugsweise mitgeteilt:
Heringstein.
Dienstag, den 3. April 1906. Früh 9.45 ab Dresden allein. Nach Schmilka. Über den Wildschützensteig auf den Mittleren Torstein. Eisenstift auf Seydescher Variante eingelassen und befestigt. Zurück über Wildschützensteig auf Schrammtorweg.
Sonntag, den 14. April 1907. Zweite Besteigung des Breitekluftturmes ("Fischerturm") mit Walther Fischer.
28. April 1907. Früh mit Fischer über Ostrauer Scheibe zum Bloßstock. Diesen nicht besteigen können wegen außerordentlich kalter und unfreundlicher Witterung. Später Wetter gebessert. Auf Vorderes Raubschloß von der Idagrotte, Eisenstift dort befestigt. Dann neuen Weg auf Vorderes Raubschloß durchgeführt: Man passiert gegen Osten den unersteiglichen Turm 3), dann Einstieg an der Nordseite. Sehr langer und anstrengender Riß, auf der Gipfelplattform herauskommend. Wir nannten den Weg ,,Byzantinerweg”, da man immer auf dem Bauche rutscht.
Sonntag, den 25. April 1909. Mit Fischer den Turm in der Breiten Kluft bestiegen, dann zum Rauschenstein. Diesen bestiegen als zweite Partie auf neuem Wege von der dem Winklerturm zugekehrten Seite. Die erste Partie, die den Weg machte: Greter, Miß Evelyn Adams, Arnhold, stiegen wenige Minuten vor uns an und erreichten den Gipfel: Über eine steile Wandstelle in eine Rinne, an deren unterm Ende eine Birke steht.
Sonntag, den 24. April 1910. Mit H.Rumpelt und Walter Fischer zum Vorderen Raubschloß. Dieses wird nunmehr endlich nach den vergeblichen Versuchen der vorigen Sonntage von Südosten her bezwungen: Fischerweg. Eine der schwersten Klettereien in der Sächsischen Schweiz, ungemein anstrengende Arbeit und schwerer Einstieg. (...) Am Nachmittag den westlichsten der Türme an der Heiligen Stiege erklettert, nachdem vorher lange vergeblich versucht, den östlichsten dieser Türme zu ersteigen; auch dieses Mal. scheiterten wir an dem Überhang über dem Band; zu diesem aber machten wir heute einen neuen Aufstieg über den gegen den nächsten (Mittel-)Turm zu gelegenen Kamin.
Sonntag, den 1. Mai 1910. Früh 7.07 mit Fischer nach Schmilka; zu dem östlichen Turm an der Heiligen Stiege, wo schon vor acht Tagen vergeblich gewesen. Diesen Turm bestiegen, nachdem wir einen Eisenstift auf dem Bande geschlagen, wo wir schon vor acht Tagen waren. Dieses Mal nun, brillant gesichert, macht Fischer den Überhang; von da zum Gipfel. Abstieg über das originelle Felsloch an der Südostseite, dann Abseilen an der Ostseite. Alte Abseilschlingen gefunden. Auf dem Rückweg bestiegen wir noch den Schützelkopf, der eine interessante Schlußwand bietet. - Ein interessanter Tag; der Eisenstift ein gutes Werk !
Hier enden die Tagebuchaufzeichnungen Oscar Schusters, soweit sie seine Bergfahrten in der Sächsischen Schweiz betreffen. "Klar, frei von Überschwang hat Schuster seine Fahrten erzählt; große Worte liebte er nicht, sie fehlten ihm für eigene Taten. Das ist, ihm zum Ärger, oft verkannt worden." Diese Sätze aus dem Nachrufe Pfreimbtners (s.u.) werden auch durch die voranstehend wiedergegebenen Fahrtenberichte bestätigt. Wie man aus ihnen ersehen kann, war er bei fast allen bedeutenden Neuunternehmungen (z.B. Erstersteigung des Wartturmes, 1. Lehnsteigturmes, Gr. Spitzes Horn, Meurerturm usw.) der Führende; alpiner Gepflogenheit folgend, reichte er für die Bearbeitung des Fehrmannschen Kletterführers jedoch die Namen der Teilnehmer in alphabetischer Reihenfolge geordnet ein und hat auch später nie eine Umstellung veranlaßt. Möchten diese Zeilen dazu beitragen, uns die Verdienste eines der bedeutendsten Bahnbrecher und Pfadfinder unseres heimatlichen Felsengebirges in dem Jahre, in welchem sich sein Todestag zum fünften Male jährt, erneut ins Gedächtnis zurückzurufen !
1) Große und Kleine Hundskirche; die Kleine Hundskirke liegt südöstlich von der Großen.
2) Auch sonst hat Schuster öfters lohnende Massivklettereien ausgeführt, z.B. Abstieg von der Bastei ins Elbtal, Große Gans vom Amselgrunde aus, Südwand des Liliensteins. - Vgl. Über Berg und Thal;, 32.Jahrg. 1909, Nr.9 (fortl. Nr.379): Rich. Petzold, Der Große Zschirnstein über die Südwand. Eine Kletterfahrt.
3) Raubschloßwächter.
1) Dr.Oscar Schuster †, Mitteilgn. des D. u. Ö. A.-V.,1917, Nr. 11/12.
2) A.Dreyer, Dr. Oscar Schuster †. Ebenda, 1917, Nr. 13/14,
3) G.Kuhfahl. Dem Gedächtnis Oscar Schusters. Dresd. Anzeiger, 17. August 1917.
4) Zu Dr.Oscar Schusters Tod. Mitteilgn. des D. u. Ö. A.-V., 1917, Nr. 17/18.
5) Alois Pfreimbtner. Oscar Schuster. Ö. A. Z., 1917, Nr.947, S.137.
6) Walther Fischer. Die erste Besteigung des Dombai-Ulgen (4051 m) im Westkaukasus. (Zur Erinnerung an Dr.Oscar Schuster.), Ö. A. Z., 1919, Nr. 968, S.97.
7) Rudolf Fehrmann. Pioniere des Klettersports, Oscar Schuster. Mitteilgn. des Sächs. Bergsteiger-Bundes, 1919, Nr.3.